Zurueck in der Zivilisation! Gestern kamen wir nach ca. 2 Wochen in der Wildnis nach Dillon, wo wir bei Kevin und Julie einen schoenen Platz fuer unsere Pferde fanden. Es war eine wunderschoene und spannende erste Etappe.
Die USA ueberraschen mit unglaublich viel unberuehrter Natur, riesigen Wilderness Areas, in denen nur primitiver Transport, d. h. zu Fuss oder am Pferd, erlaubt sind.
680 Wilderness Areas mit einer Flaeche von ueber 430.000 Quadratkilometern wurden unter dem 1964 ins Leben gerufenen National Wilderness Preservation System deklariert, das entspricht etwa 5% der Flaeche der USA. Vor mehr als zwei Wochen sind wir aufgebrochen, seither schlagen wir jeden Abend unser Zelt auf, an Plaetzen, die in ihrer Einzigartigkeit und Schoenheit konkurrieren- an Baechen, Fluessen oder Seen und immer ist ausreichend Futter fuer die Pferde vorhanden. Die Packpferde geben uns die Moeglichkeit 10-15 Tage in der Wilnis zu bleiben und so sind wir nun das erste Mal zurueck in der Zivilisation, die mir im uebrigen nicht im geringsten fehlt. Ich traf Guenter im Rocky Mountain NP, wohin er mit Buzz geritten kam. Sie waren auf historischen Wegen, wie dem Miners Trail unterwegs, und trafen in den fuenf Tagen genau einen Wanderer! Auf dem Continental Divide Trail (der kontinentalen Wasserscheide) unterwegs zu sein, bedeutet immer wieder in schwindelerregende Hoehen emport zu steigen. Unser hoechster Punkt bisher war Mt. Flora mit ueber 3.800m. Steile Anstiege gehen wir zu Fuss, und fuehren die Pferde. Dabei kann man ganz schoen ausser Atem kommen, denn Pferde machen etwa 500 Hoehenmeter die Stunde - und das auf ueber 3000m Hoehe! In meiner Verzweiflung - ich konnte das Tempo einfach nicht mithalten - folgte ich Guenters Rat, packte das Pferd vor mir, Rusty, mit der linken Hand am Schweif, in der rechten hatte ich den Fuehrstrick von Lightfoot - und liess mich nach oben ziehen - fast wie ein Schlepplift! Bei 3800m denkt ihr jetzt wahrscheinlich an Schnee und Eis, doch wir sind hier auf der geografischen Hoehe von Neapel. So bluehen auf 3.000 Meter die Enziane und die Murmeltiere pfeifen. Die Baumgrenze liegt bei etwa 11.500 Fuss (ca. 3.500 m). Trotzdem finde ich es unglaublich, dass man mit Pferden solche Hoehen erklimmen kann! Am Bill More Lake, einem idyllischen See an der Baumgrenze gelegen und eingebettet in hohe Gebirgsmassive, machten wir zwei Tage Pause, relaxten, fotografierten und kochten viel am Lagerfeuer. Guenter’s Beitrag zu unserem kulinarischen Leben besteht aus „Kingeln“, die nur aus Mehl, Milchpulver und Backpulver bestehen und in Fett herausgebacken werden, aber herrlich schmecken! Als Fruehaufsteher macht uebrigens immer er das erste Feuer und weckt mich erst, wenn der Kaffee fertig ist! So kann man sich Urlaub vorstellen, oder?! Auch unsere Pferde genossen die Pause. Lightfoot ueberraschte uns damit, dass er in jeder Position grasen kann, auch im Liegen! Zum Trinken am Bach ging er dafuer wieder in die Knie, wie ein Kamel! Wir mussten herzlich Lachen! Wieder am Trail verliessen wir einige Tage spaeter den CDT um Gray Peak in einem grossen Bogen auszuweichen. Er stellt mit 14.000 Fuss den hoechsten Punkt am CDT dar, dort haben wir mit Pferden nichts verloren auch auch dem Weg zum Argentine Pass, der als messerscharfer Kamm beschrieben wird, wollten wir umgehen. Und so landeten wir in Dillon, wo wir Vorraete aufstocken und in zwei Tagen wieder weiter wollen, nach Sueden!