Heute erreichten wir nach 17 Tagen Regen das Dörfchen Leadore in Idaho. Das heißt, genau genommen hat es nicht jeden Tage geregnet. Am ersten Morgen war unser Zelt eingeschneit. Ein schöner Beginn unserer Reise durch Montana. Immer wieder vertrieb uns der Schnee von den Bergen und wir folgten Feld- und Waldwegen am Fuße der schneeweißen Centennial Mountains.Vor zwei Wochen kamen wir hier in Pryor, in der Crow Indian Reservation an. Unsere Pferde freuten sich uns wiederzusehen, zumindest kamen sie auf unseren Lockruf hin angaloppiert. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie sieben Monate alleine auf der Weide verbracht hatten. Innerhalb weniger Trainingstage waren wir wieder das alte Team. Doch bei unserem ersten Testritt lief Rusty davon.
Die Rocky Mountains sind die Heimat vieler Bären. Bereits am ersten Tag sahen wir eine Schwarzbärin mit zwei Jungen. Wer in den Bergen unterwegs ist, muss daher den Proviant und das Pferdefutter bärensicher verstauen. Mithilfe eines Flaschenzuges können wir das Gewicht problemlos an einem Ast oder zwischen zwei Bäumen hochziehen. Drei Meter hoch und einen Meter Abstand zum Stamm – so lautet die Regel. An diesem Abend zog Günter die Proviant- und Futtersäcke an einer Espe hoch. Ich stand ein Stück abseits am Lagerfeuer, als ich plötzlich ein lautes Knacken hörte. Günter brüllte: „Weg da!“ Ich rannte blindlings los, hinter mir krachte der Baum zu Boden. Die Pferde, die auf einer Lichtung gegrast hatten, galoppierten auf und davon und Günter rannte ihnen hinterher. Wir hatten Glück, weder wir noch unsere Ausrüstung waren zu Schaden gekommen. Günter kam eine Stunde später mit den Pferden zurück.