Die Reise auf dem Grünen Band sollte im Sommer 2020 starten. Doch aufgrund der COVID-19 Restriktionen sind meine Pferde noch in den USA. Zum Glück sind sie dort sehr gut versorgt, trotzdem hoffe ich, dass Dino und Azabache noch in diesem Jahr nach Deutschland kommen werden. Denn für mich steht fest: ich möchte weiterhin mit meinen Pferden unterwegs sein. Am Ende der Reise sollen sie hier bei mir zuhause ihren Ruhestand genießen.
Greenbelt
Alles hat seine Zeit
Genug ist genug. Dachte ich mir, nachdem ich 30 Jahre lang auf dem amerikanischen Kontinent unterwegs war. Es ist höchste Zeit, wieder mal etwas Neues, etwas Unbekanntes zu entdecken. Und was liegt näher, als dabei nicht in die Ferne zu schweifen…
Das Unbekannte liegt oft so nah…
Ich möchte meine Heimat kennen lernen. Ein Wusch, den ich schon seit Jahren mit mir trage. Und das kam so: Zur Vorbereitung meines langen Rittes von Feuerland bis Alaska, war ich Anfang der 90er mit meinem Schäferhund Falko zu Fuß durch Deutschland gewandert. Damals, kurz nach der Wende, war es endlich möglich geworden, auch die neuen Bundesländer zu entdecken. Doch der eigentliche Grund der Wanderung war ein anderer: es war ein Test, körperlich und auch mental.
Ich ging von zu Haus los. Ich wollte nach Flensburg wandern und dann weiter über Berlin, Dresden nach Oberstdorf und schließlich wieder nach Hause zurück, etwas über 3.000 km. Wie lange ich unterwegs sein würde, wusste ich nicht. Auch die Strecke selbst war nicht wichtig, das wollte ich unterwegs, spontan entscheiden. Ich wollte herausfinden, wie sich es anfühlt so lange und allein unterwegs zu sein. Jeden Abend versteckte ich mein Zelt irgendwo im Wald, es war fast so als wäre ich auf der Flucht gewesen.
Ich hatte nur eine Vorgabe: Sollte ich diesen Marsch abbrechen, egal aus welchem Grund, würde ich nicht nach Südamerika gehen, um den Ritt zu beginnen. Denn dann wäre meine Motivation nicht stark genug. Damit es nicht zu einfach wird, startete ich im Oktober und wanderte in den Winter hinein. Immer wieder kam ich an meine körperlichen Grenzen. Doch ich war hoch motiviert, Aufgeben kam nie in Frage.
Es gab einen Wermutstropfen
Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke, wird mir eines bewusst: Da ich keine Hilfe brauchte, ging ich auch auf niemanden zu. Und so wurde ich während der 95 Tage, die ich unterwegs war, nicht ein einziges Mal von Fremden auf eine Tasse Kaffee eingeladen. Im Gegenteil. Ich wurde als Penner und Landstreicher beschimpft und als arbeitsscheu angesehen. Mein Erscheinungsbild, ungepflegt, mit Hut und Hund, hat natürlich dazu beigetragen.
Diese Erfahrung brachte mein Bild meiner Heimat aus dem Lot
Im Gegensatz dazu, hatte ich auf dem amerikanischen Kontinent, egal ob Süd oder Nord, immer wieder eine riesige Gastfreundschaft erfahren. Die Pferde öffneten mir die Türen zu den Einheimischen. Da ich die Verantwortung für die Pferde hatte, dass sie jeden Abend ausreichend Futter, Wasser, einen vernünftigen Lagerplatz hatten, war ich auf die Menschen zugegangen, habe sie angesprochen, habe den ersten Schritt getan und das hat mir die Türen geöffnet.
Noch heute bin ich unglücklich über den Eindruck, den ich damals von meiner Heimat gewonnen habe. Ich denke, es ist höchste Zeit, es nochmals zu versuchen. Wäre ich damals auf meine Mitmenschen zugegangen, wäre meine Erfahrung sicher eine andere gewesen.
Warum grünes Band?
Auch wenn für mich immer der Weg das Ziel war, brauche ich einen Startpunkt und ein Ziel. Wenn ich ein Ziel habe, habe ich einen Orientierungspunkt, dann kann ich auch mal Umwege machen und laufe nicht Gefahr mich im Kreis zu drehen.
Wenn ich mich für ein Gebiet entscheide, muss ich davon begeistert und fasziniert sein. Dabei schaue ich nicht danach, ob es einfach, schwierig, gefährlich, spektakulär oder medienwirksam ist.
Themen und Projekte fliegen mir immer wieder zu. Viele gehen an mir vorbei, ohne mein Interesse zu wecken. Bei anderen bin ich sofort Feuer und Flamme. Dann weiß ich, das ist es, das mach ich. Das Grüne Band hat mich sofort fasziniert.
The Green Belt - von der Todeszone zur Lebenslinie
In Deutschland führt das Grüne Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Aus der einstigen Todeszone hat sich heute ein faszinierender, fast 1.400 km langer, zusammenhängender Naturschutzraum entwickelt. Hier unterwegs zu sein ist eine großartige Chance mich mit meiner Heimat und ihrer Geschichte auseinander zu setzen.
Stoff zum Träumen
The Green Belt verläuft weiter, quer durch Europa. Vom Eismeer im Norden Norwegens bis zum Schwarzen Meer an der Grenze zur Türkei. Aus diesem ehemaligen Grenzstreifen, des Todeszone des Kalten Krieges, hat sich ein fast durchgängiges, naturnah belassenes Naturschutzgebiet entwickelt – das größte in Europa. Eine Strecke von ca. 12.500 km, quer durch 24 europäische Staaten – also, wenn das nicht Stoff zum Träumen ist!